Wie das Internet beeinflusst das Gehirn

Ob Internet das Gehirn beeinflusst, ist eine unumstößliche Tatsache, und davon muss uns keiner überzeugen. Die Forscher versuchen lose Spekulationen auf bewährte Theorien zu ersetzen.

Der Geist eines Internetnutzer – schnell merkt, vergisst schnell

Die Studie eines Team von Wissenschaftlern geleitet von Betsy Sparrow aus der Columbia University hatte ein Ziel – die Prüfung wie das Internet unser Gedächtnis beeinflusst.

"Seit es Suchmaschinen gibt, änderte sich die Art, wie wir an Dinge erinnern" – erklärt Sparrow, der Psychologie-Professor. "Unsere Gehirne beruhen ihres Gedächtnis auf Internet auf gleicher Weise, wie beruhen es auf Erinnerung an einen Freund, ein Familienmitglied oder einen Mitarbeiter. Dank Erinnerung, aber nicht an die Informationen, sondern an das, wo wir sie finden können, sind wir in der Lage, mehr zu erinnern."

Die von Sparrow durchgeführten Forschungen beweisen, dass wir schnell diese Informationen vergessen, die wir leicht im Internet finden können. Internet ist zu einer Art von externem Speicher geworden – die Erinnerungen sind außerhalb unseres Gedächtnis gespeichert, aber wir wissen, wo und wie wir zu ihnen Zutritt erreichen können.

Das Team von Betsy Sparrow hat 4 Untersuchungen durchgeführt:

  1. Den Teilnehmer der Studie wurden eine Reihe von schwierigen Fragen in Bezug auf verschiedene Merkwürdigkeiten (sog. trivia) gestellt. Die Studie bewies, dass bei anspruchsvollen Fragen die Befragten über das Thema nicht nachgedacht haben und nicht das notwendige Wissen in Gedächtnis gesucht haben, aber sie wollten instinktiv die Suchmaschinen als Informationsquellen nutzen.
  2. Fragen-Merkwürdigkeiten wurden in Aussagen umgewandelt. Einigen Teilnehmer der Forschung wurde nach Anhörung der Informationen mitgeteilt, dass sie aufgezeichnet und später zur Verfügung gestellt werden; die anderen Teilnehmer – das sie gelöscht werden. Die Teilnehmer aus der ersten Gruppe haben viel weniger Informationen als jene der anderen Gruppe behalten.
  3. Diese Forschung war eine detailliertere Version der zweite Test. Die Teilnehmer wurden darüber informiert, dass Merkwürdigkeit entweder gespeichert wurde oder man mitteilte, wo sie genau gespeichert, oder dass sie entfernt wurde. Die Anzahl von behaltenen Informationen bestätigt die vorherigen Ergebnisse.
  4. In dieser letzten Forschung nach Anhörung über Merkwürdigkeiten wurde der Teilnehmer informiert, in welchem Ordner diese Merkwürdigkeit gespeichert wurde. Die Ergebnissen bewiesen, dass wir viel leichter erinnern, wo sich die Nachricht findet, auch wenn wir nicht genau wissen, welche Informationen wir genau suchen.

Betty Sparrow ist davon überzeugt, dass die Ergebnisse einen wesentlichen Einfluss auf Bildung haben werden. "Vielleicht diejenigen, die beim Lernen engagiert sind [...] werden sich mehr auf die Mechanismen des Denkens konzentrieren und weniger auf die Mechanismen des Gedächtnisses. Und vielleicht diejenigen, die jetzt lernen, werden weniger mit dem Pauken von Fakten belastet, und stärker daran beteiligt, verschiedene Phänomene besser zu verstehen."

Macht Internet dumm?

Man spricht viel über die möglichen zerstörerischen Auswirkungen des Internet auf das Gehirn. In 2009 in britischen House of Lords breitete Susan Grenfield beunruhigende Visionen: "Ich suggeriere, dass soziale Netzwerke die grundlegende Struktur des Gehirns beeinflussen können, und auf dieser Weise ein Gefühl der Lust bringen. Folglich der Geist des 21. Jahrhunderts kann kindisch werden, konzentriert sich auf kurze Eindrücke, unfähig zu Konzentration, Einfühlungsvermögen und hat wackelige Identität."

Ihre Thesen basierten nicht auf irgendwelchen Forschung, sondern auf Vermutungen. Einer der öffentlichen Reaktionen waren die Worte von Daphne Bavelier von der University of Rochester. "Alles, was du tust, ändert dein Gehirn. Als die Schrift erfunden wurde, sie hat auch unseres Denken geändert und hat sogar das geändert, wie wir die Welt wahrnehmen" Das ist immer noch über Jahrzehnte wiederholte Geschichte – jede Erfindung weckt Angst. Je breiter ihre Anwendung, desto die Unruhe erreicht höhere Intensität.

Bezüglich der Äußerung von Bavelier, schon seit ein paar Jahren schauen die Wissenschaftler mehr und mehr genauer an, wie unser Gehirn funktioniert. Auf diese Weise entdeckten sie, dass es keine statische, unveränderliche Kreation ist. Im Gegenteil, es ist ein sehr flexibles Werkzeug, das sich ständig reorganisiert, und an die Außenwelt anpasst. Interessanterweise wird diese Plastizität eine unvergängliche Eigenschaft – der Geist von Erwachsenen ist auch sehr "Formwandler".

Macht das Internet uns clever?

Internet

Im Februar 2009 an der University of California wurden mehrstufige Untersuchungen geleitet von Small durchführt, man suchte eine Antwort, wie das Internet das Gehirn verändert. Es wurde entdeckt, dass die Menschen, die Internet und Suchmaschinen benutzen, haben frontale Teile des Gehirns aktiv, die verantwortlich sind für u.a. Entscheidungen und Lösung der Probleme. Diese Strukturen sind viel ruhiger bei diesen Menschen, die nicht das Internet nutzen. Diese zweite Gruppe wurde nach Hause mit Anweisungen geschickt, fünf Tage lang eine Stunde pro Tag dazu zu widmen, nach Informationen im Internet zu recherchieren. Es stellte sich heraus, dass nach so kurzer Zeit die relevanten Teile des Gehirns aktiviert wurden. Dies zeigt die Fähigkeit zu raschen Anpassung.

Auf der Basis von Ergebnissen seiner Forschung kam Small zu dem Schlussfolgerungen, dass das Surfen im Internet als Stimulans für das Gehirn bei älteren Menschen eingesetzt werden kann. Es hat einen großen Vorteil gegenüber der einfachen Lektüre des Textes, weil viel mehr kognitive Funktion beteiligt: "Die Ergebnisse sind sehr ermutigend, und neue Technologien können eine positive psychologische Wirkung auf ältere Menschen haben. Die Suche nach Informationen im Internet beschäftigt komplexe Hirnfunktionen, die helfen, es zu üben und zu entwickeln."

Die Technologie zerstört und baut

Die Auswirkungen des Internet auf unsere Psyche war unterschiedlich bewertet. Jeder Forscher ist anderer Meinung. Nicholas Carr glaubt, dass das Netzwerk die Kreativität tötet. Es belastet uns mit Informationen, so sind wir unfähig, etwas zu erinnern. Dazu konzentriert es vollständig das Potenzial des Geistes auf schnelle, kurzfristige Entscheidungen – das hat die Quelle in der mit Hyperlinks verbundenen kombinierten Struktur der Internet, die zu kontinuierlicher und schneller Bewegung von Webseite zu Webseite ermuntert. Solche Veränderungen im Gehirn, nach Carr, führen dazu, dass der Surfer die Probleme mit dem Lesen hat. Er ist nicht mehr in der Lage, sich länger auf ein Thema zu konzentrieren.

Die durch Technologie verursachten Veränderungen müssen nicht negativ sein. Sie können neutral oder positiv sein. Zu der ersten Gruppe könnte sogar Querdenken zählen. Es wurde erstellt, wenn der Mensch mit Werkzeugen begann und eine seiner Hände dominant geworden ist, d.h. in dieser hat er gewöhnlich Werkzeug gehalten. Unter dem Einfluss die gegenüberliegenden Hemisphäre des Gehirns, die diese Gliedmaßen steuerte, entwickelte Gebieten, die für die motorische Aktivität verantwortlich sind.

Wiederum für positive Veränderung kann man das halten, was Green und Bavelier in einer Reihe von im Jahr 2003 durchgeführten Experimenten auf Computerspiele spielenden Menschen erfunden haben. Es stellte sich heraus, dass sie sich viel besser mit allen Aufgaben zurechtkommen, die auf visueller Identifikation beruhen. Die Ergebnisse waren so vielversprechend, dass sich die Wissenschaftler sogar der Einsatz von Spielen in der Therapie von bestimmten Beeinträchtigungen der Gehirnfunktion und Sehkraft überlegen.

Vernünftiger Umgang mit Technologie

Bereits erwähnte schon aus dem Experiment mit dem Internetnutzer Small fasst ganz treffend die Haltung der Menschen zum Problem der Auswirkungen der Technologie auf unser Gehirn zusammen:"Wir haben die Neigung zu Vereinfachung, wenn wir darüber streiten, ob die Technologie macht uns clever, oder dumm. Das Gehirn ist komplex, die Technologie ist auch kompliziert; wichtig ist hier Inhalt, Zeitplan und andere Faktoren. Wir können über alles streiten, mit einer so kleinen Datenmenge. Wir lösen dieses Problem nicht, es erfordert genaue Forschung. Wir sprechen hier über Technologien, die ein Teil unseres Lebens sind, so müssen wir an sie in einer wissenschaftlichen Weise herangehen und nicht voreilig entscheiden, ob etwas gut oder schlecht ist. Wir müssen die Technologie verstehen und sie in einer dieser Weise einsetzen, damit sie uns perfekt macht."